Sonntag, 18. August 2013


Eine Ode an das Leben

Jedes einzelne Leben ist einzigartig und daher unendlich wertvoll.
Selbst wenn man aus religiösen Gründen an eine Wiedergeburt glaubt, so muss man doch einsehen, dass dieses jetzige Leben irreversibel ist - in allen seinen Facetten und Möglichkeiten. Es ist einmalig.
Jedes Lebewesen, jeder Mensch ist einmalig und kostbar.

Der Tod/das Beenden des Lebens ist unwiderruflich, endgültig, durch nichts und niemanden umkehrbar.
Erst wenn man sich dessen bewusst wird, kann man ermessen, welches Glück darin besteht, leben zu dürfen. Und erst recht, wenn man mit einem funktionsfähigen, gesunden Körper ausgestattet ist.
Allein das ist Grund genug, glücklich zu sein. Denn das ist keineswegs selbstverständlich. Die Natur  kennt viele Variationen, Spielarten, die dann ggf. Behinderungen mit sich bringen und das alltägliche Leben, so wie es sich die Mehrheit der Menschen eingerichtet hat, erschweren.

Aber selbst ein Mensch mit Behinderung kann sich dankbar schätzen, dass er „dabei“ sein darf. Die Natur hat ihn nicht mit seinem Handicap "gestraft". Es ist vielmehr Zufall, eine Spielerei der Natur, dass bestimmte Funktionen anders als gewohnt ablaufen oder gar fehlen. Das Leben bzw. die Natur, sie probiert, testet ständig Neues aus. Ob dabei ein Gewinn, ein Vorteil oder eher ein schwerwiegender Nachteil für das betreffende Individuum entsteht, ist der Natur erst einmal egal. In der langen Abfolge der Evolution zählt nicht das einzelne Ergebnis, sondern vielmehr die Summe all dessen, was war und was noch entsteht. Ständige Anpassung und Experimente führen zu immer mehr Vollendung, die erst Jahre vielleicht Jahrhundert oder Jahrtausende Jahre später in Erscheinung tritt.

Menschen wie Stephen Hawking, die man vielleicht auf den ersten Blick für lebensunfähig halten möchte, gar bemitleidet, halten an ihrem Leben fest und bringen uns weiter mit ihrer Arbeit und ihren Erkenntnissen, vor allem aber mit ihrer Lebensbejahung.

Es ist für jeden eine Gnade Leben zu dürfen.

Erst recht für Menschen, die gesund sind, die am "normalen" Leben teilhaben können, sollte es Grund genug sein, jeden Augenblick zu genießen, dankbar zu sein. Dazu gehört, seinen Körper zu pflegen, ihn zu achten, auf ihn zu "hören", ihm zuzuhören. Jede Unachtsamkeit, jede Verschwendung von Zeit, jeder Ärger und jede Hast ist Undankbarkeit gegenüber dem kostbaren Geschenk leben zu dürfen.
Verzweiflung, Suizidgedanken, Hass all diese Gefühle können nur dann gedeihen, wenn man vergisst, wie einzigartig, wie zufällig, wie kostbar die Entstehung von Leben ist.
Und machen wir uns nicht oft selbst das Leben am schwersten? Mit bösen Gedanken, Neid, Eifersucht, Habgier und Zweifeln?
Es gibt prinzipiell keinen Grund unzufrieden zu sein. Es besteht immer die Möglichkeit, etwas zu ändern. Und sei es nur ein klitzekleiner Tropfen im Ozean der Unwägbarkeiten. Jeder Wille, es besser zu machen, zählt.

Es gibt keine Menschen, die keine Probleme haben, die nicht kämpfen müssen. Jeder hat „sein Päckchen zu tragen“. Jeder. Keiner bleibt von Unannehmlichkeiten verschont. Wenn man genau  hinschaut, dann gibt es weder grenzenloses Glück noch grenzenloses Leid. Alles ist einem steten Wandel unterzogen, wem heute die Sonne scheint, der muss vielleicht morgen schon Holz für einen kalten Winter besorgen. Und wo es lange trüb und dunkel war, da bricht auf einmal ganz unerwartet der Himmel auf.


Immer wieder dankbar sein und achtsam, d.h. glückliche Umstände erkennen und schöne Momente genießen. Jetzt scheint die Sonne und scheint sie nicht, dann gibt es vielleicht einen Regenbogen zu bestaunen oder das Glitzern von Schneekristallen. Das Universum ist unendlich groß und es mag sein, dass wir die Einzigen sind, die leben dürfen – auch wenn unser kleines Leben nur ein Tropfen ist im Ozean der Zeit. Aber auch dies sollte uns nicht hadern lassen. Denn erst das Bewusstsein, von Endlichkeit treibt uns an. Wer würde sein Haus in Ordnung halten, wenn er dies auch noch in 300 Jahren machen könnte? Wir könnten keine Kinder und somit keinen Sex haben, wenn wir ewig leben müssten.
Nur weil wir vergänglich sind, gibt es Entwicklung,  Fortschritt, Neues. Eine statische Existenz ohne Wandel wäre langweilig, ja grausam eintönig. Erst das Sterben, der Tod ermöglicht  das Leben, denn Leben ist Bewegung, Wandel.
Wir haben die einzigartige Chance in einer wunderbaren Welt zu leben, an die wir seit tausenden von Jahren angepasst wurden - durch Ausprobieren - und es haben diejenigen unserer Ahnen überlebt, die sich am besten anpassen konnten an Klima, Nahrung, Krankheiten und an das Miteinander mit anderen Menschen.

Wir alle gehören zu den Siegern und können uns jeden Tag darüber freuen!

Sonntag, 4. August 2013

Stille.

So still, dass man die Tropfen hören kann, die von den Blättern fallen nach einem heftigen Gewitterregen. Die Stille nach dem Sturm. Zum ruhigwerden, zum Luftholen. Zum wieder bei sich selbst ankommen und sich geborgen fühlen.

Ruhe. Die Ruhe, die die Zeit tropfen lässt.
Ruhe, um seinen Gedanken zuhören zu können.

Viele Menschen halten Stille nicht aus. Sie haben Angst davor. Angst mit sich selbst allein sein zu müssen, daher verstecken sie sich hinter permanenter Geräuschberieselung. Das können Medien wie Fernsehen, Radio, Telefonate, aber auch pausenloses Geplapper oder das Lesen und Schreiben von Nachrichten in sozialen Netzwerken, technische Geräte usw. sein. Alles, was dazu beiträgt, sich nicht selbst hören zu müssen. Ablenkungen von der Unerträglichkeit des Alleinseins.

Doch Ruhe und  Stille sind Oasen inmitten der grellen Wüste aus Eile, Ärger, Druck und Sorgen. Stille heilt.

Ruhe ist nicht nur die Abwesenheit von Geräuschen. Ruhe ist auch die Abwesenheit von nagenden Sorgen oder Gedankenspiralen. Stille im Kopf. Einüben von "Nichts-Denken", um Klarheit in seine Gedanken zu bringen. Auch das geht tröpfchenweise. Jeden Tag ein paar Minuten und seien es nur
Fünf inmitten von Terminen und Verpflichtungen. 5 Minuten nichts hören, nichts tun, nichts denken.

Wir sollten jeden Tag Minuten oder gar Stunden für das Alleinsein mit uns selbst finden. Stille genießen. Wer seine Pausen nur auf 5 oder 6 Wochen Urlaub im Jahr verteilt (der ja auch organisiert werden muss und vollgestopft wird mit Muss-Erlebnissen), der erholt sich nicht. Warum fühlen wir uns denn nach einem Tag Arbeiten wieder urlaubsreif? Weil es nicht die Wanne voll mit Urlaubstagen ist, die den Geist reinigt und regeneriert. Nein, es sind die kleinen Tropfen der Stille und Ruhe im Alltag, die uns helfen nicht zu verbrennen im Feuer der Verpflichtungen. Jeder Tropfen Stille höhlt den Stein des Drucks, der uns krank machen kann.

Stille. In einer lauten Zeit, in einem lauten Leben ist Stille zum Luxus geworden. Wertvoller als ein neues schnelles Auto oder der teure Club-Urlaub mit pausenloser Animation.

Wenn wir uns selbst finden wollen, müssen wir die Stille suchen - in uns und um uns herum.
 

Ich wünsch Euch eine ruhige Nacht und einen Tag der Stille!