Sonntag, 7. Mai 2017

Weg damit! 






Was brauchen wir wirklich?
Belasten wir uns nicht oftmals mit Dingen, die wir gar nicht benötigen?
Sachen, die wir aufräumen, umräumen, verstauen, säubern, organisieren - kurz um die wir uns kümmern müssen. Wir können uns nicht trennen, weil wir denken, wir könnten sie noch brauchen oder weil sie uns zu schade zum Wegwerfen sind.

All dieser Kram belastet uns aber, kostet uns Zeit und Zuwendung, raubt uns Lebenszeit und Lebensqualität. Bücher, die wir nicht lesen, machen uns ein schlechtes Gewissen (Oh, dieses Buch MUSS ich unbedingt noch lesen!), Kleider, die wir nicht tragen, weil sie nicht mehr passen, kratzen, unbequem sind (Aber der Pulli war TEUER!) rauben uns Platz im Kleiderschrank oder im Keller. Zeitschriften, Ausdrucke oder Werbung häufen sich an und beengen uns, nehmen uns Luft und Leichtigkeit. Erinnerungsstücke, die uns ein schlechtes Gewissen machen, wenn wir daran denken, sie zu entsorgen, aber wohin damit? Wollen wir uns wirklich von Gegenständen so kontrollieren, ja terrorisieren lassen?

Nein.

Auch mir fällt es schwer, mich zu trennen.
Aber ich habe einen Weg gefunden: Nach und nach, in kleinen Portionen.
Den Keller an einem Samstagnachmittag auf-/ausräumen? Für mich geht das nicht, dieses Vorhaben blockiert mich, macht mir Angst. Das Vorhaben ist zu groß, deshalb wird es aufgeschoben.
Aber immer mal wieder ein paar Dinge auf den Wert des Behaltens prüfen (Brauch ich das wirklich? Oder kann das weg?) Das geht.

Also keine großen Aktionen planen, sondern in kleinen Schritten und nach Lust und Laune entmüllen - , dann aber konsequent Platz schaffen.
Das befreit ungemein. Wegwerfen oder verschenken von Dingen, die absolut überflüssig sind, schafft nicht nur Ordnung, sondern auch gute Laune.

Also, weg damit!

Sonntag, 6. März 2016

Glücklichsein

Ein gutes Leben bedeutet nicht,
keine Probleme zu haben,
sondern Lösungen für seine Probleme zu finden.
 
 

 

Sonntag, 24. Januar 2016

Planlos

"Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen." Dieser kluge Satz stammt von Blaise Pascal, Physiker und Philosoph (1633 - 1662) und ich finde genau so ist es, denn erstens kommt es anders und zweitens als du denkst. Werden wir nicht ständig ermahnt "richtig" zu planen: unsere Karriere, unsere Hochzeit, den Urlaub, die kommende Woche, das Wochenende, ja unser ganzes Leben? Und dann? Kommt alles ganz anders und wir können es kaum fassen. Warum? Was haben wir falsch gemacht? Haben wir falsch geplant? Warum richtet sich das Leben nicht nach unseren Plänen?


In meiner Kindheit kamen Nachbarn, Verwandte, Freunde einfach so bei uns vorbei. Man hat sich in die Küche gesetzt und geredet, manchmal wurde spontan zusammen gegessen und was getrunken. Kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, vorher deswegen anzurufen, eine E-Mail zu schicken o.ä.


Heute ist es genau umgekehrt: kein Mensch kommt mehr auf die Idee einen anderen ohne vorherige Ankündigung zu besuchen und schon gar spontan ein Fest zu feiern. So was muss schließlich vorher genau organisiert und geplant werden. Wirklich?


Je älter ich werde, umso mehr komme ich davon ab, zu planen und lass mich lieber überraschen. Der Vorteil: es kommt seltener zu Enttäuschungen. Denn Enttäuschungen sind nicht erfüllte Erwartungen. Wir planen und (er-)warten, dass der Plan aufgeht. Wenn nicht, sind wir enttäuscht.

Am vergangenen Samstag hab ich Freunde eingeladen, um mit mir zu kochen, zu essen, einen schönen Abend zu verleben. Ich wollte weder wissen, wer von den Eingeladenen kommen wird, noch was sie zum Kochen mitbringen werden. Das führte zu einiger Verwirrung und Unverständnis: "'Aber du musst doch wissen, wer alles kommt!" Muss ich das? Nein.

Einige haben drauf bestanden, mir ihr Kommen oder Fehlen mitzuteilen. Sie konnten nicht glauben, dass ich mich einfach auf das einlassen wollte, was passieren würde.

Es wurde ein wunderschöner Abend. Alles hat gepasst, nichts fehlte. Man könnte es perfekt nennen, obwohl nichts, rein gar nichts organisiert oder geplant war.

Genauso werde ich es künftig immer machen!

Und wenn keiner gekommen wäre? Tja, dann hätte ich es mir auf meiner Couch mit einem guten Buch gemütlich gemacht. So, what? Es ist alles so einfach - wenn wir uns auf das Leben einlassen. Und das werde ich jetzt üben.

Sonntag, 20. September 2015

Jede Woche einen Triathlon!

Ja, jede Woche können wir einen Triathlon absolvieren. Jawohl. Jeder von uns.

Ok, keinen großen über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen.
Es muss auch kein mittlerer Triathlon sein über 2 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen.
Selbst die Olympische Distanz ist für die meisten von uns schon eine gewaltige Herausforderung: 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km laufen.

Aber ein Volkstriathlon können wir uns durchaus zum Ziel setzen, nämlich 500 m Schwimmen, 20 km Radfahren und 5 km Laufen. Und - wir müssen das nicht wie ein Athlet alles an einem Tag hintereinander schaffen. Es genügt, wenn wir die Disziplinen auf eine Woche verteilen, z.B. mittwochs schwimmen, freitags laufen und am Sonntag eine schöne Radtour.
Außerdem kann natürlich jeder selbst für sich bestimmen, wie groß die Distanzen sein sollen.

Für den Anfang empfehle ich sowieso immer, mit ganz kleinen Schritten zu beginnen, d.h. konkret, 10 Minuten laufen, nicht länger. Mit dem Rad zum Bäcker fahren, anstatt mit dem Auto. Schwimmen, ruhig und ohne Ehrgeiz zunächst nur 15 Minuten. Wem das Eintrittsgeld für nur eine Viertelstunde zu hoch erscheint, sollte sich überlegen, wie hoch letztlich der Nutzen von anfangs 15 Minuten Schwimmen ist. Ja, und dann gibt es ja auch die Möglichkeit den wöchentlichen Schwimmbadbesuch mit Sauna o.ä. zu verbinden.

Alles in allem sollte man sich keine zu großen Ziele setzen, sonst ist man leicht frustriert, wenn es nicht klappt und gibt dann gleich ganz auf.
Oder die Zeit spielt unserem inneren Schweinehund in die Hände: "Was 1 Stunden laufen, dafür hab ich gar keine Zeit!" Aber 10 Minuten, meinetwegen auch 5 Minuten, da hat der innere Schweinehund keine Chance, denn dazu haben wir allemal die Zeit und die Kraft.

Und wenn sich unsere sportlichen Aktivitäten auf eine Woche verteilen und aus unterschiedlichen Disziplinen bestehen, dann kommt auch keine Langeweile auf und man kann auch mal variieren: an einem verregneten Freitag geht man eben ins Schwimmbad anstatt zum Laufen. Der eigenen Kreativität und Laune sind keine Grenzen gesetzt, sofern man sich grundsätzlich daran hält:

Jede Woche einen Triathlon!

Montag, 24. November 2014

Mach' langsam!

Schnell noch was essen.
Schnell noch die Katze füttern.
Schnell noch zum Einkaufen fahren.
Schnell noch die E-Mails checken.
Schnell noch jemanden anrufen.
Schnell noch die Wäsche aufhängen.
Schnell noch die Reifen wechseln.
Schnell noch die Kinder ins Bett bringen.

Schnell noch... So geht das oft den ganzen Tag. Wohl dem, dem diese Redewendung fremd ist.

Eine Freundin - leider haben wir uns in den letzten Jahren aus den Augen verloren - hat immer gesagt (oder sagt es noch heute) "Mach' langsam!", wenn wieder mal Eile geboten war. Das klang immer so schön beruhigend. Danke. Jetzt erwische ich mich manchmal dabei, wie ich mit diesen zwei Worten eilige Zeitgenossen zu bremsen und beruhigen versuche.

Wie kommt es nur, dass alles schnell gehen muss? Was gewinnen wir, wenn wir uns beeilen? Ein Großteil meines Lebens bestand bzw. besteht noch immer darin, etwas schnell machen zu müssen oder schnell machen zu wollen. Immer öfter frage ich mich jedoch mittlerweile, wozu?

Was machen wir mit der gewonnenen Zeit? Falls wir tatsächlich durchs "Schnellmachen" Zeit gut machen, denn häufig unterlaufen uns Fehler durch die Eile, deren Ausmerzen, dann erst recht Zeit kostet, z.B. schnell was essen, um dabei das frische Hemd/Bluse voll zu kleckern oder schlimmer noch, sich auf Dauer damit ein krankes Verdauungssystem ran zu züchten.  
Schnell einkaufen, dabei das Wichtigste vergessen. Schnell einen lieben Freund/Freundin anrufen und diese Menschen damit vor den Kopf stoßen, weil sie sich zu Recht vernachlässigt fühlen.
Das ist ein Aspekt, warum man sich mehr Zeit nehmen sollte, die Dinge achtsamer tun sollte: es unterlaufen uns weniger Missgeschicke, Malheure oder Fehler.

Ja, und womit verbringen wir die Zeit, die wir durch Eile "gewinnen"? Wir verplempern sie vor dem Fernseher und schauen uns dümmliche Sendungen an. Oder wir hocken vor dem Computer und lesen langweilige Blogs (wie diesen?). Haben wir wirklich etwas gewonnen, wenn wir völlig erschöpft wegen eines gehetzten Tagesablaufes dann vor dem Fernseher einschlafen? Oder zu müde sind, um sich mit unseren Lieben zu beschäftigen.

Nein, Zeit kann man weder einsparen noch gewinnen. Zeit ist. Sie lässt sich nicht horten und bringt
auch keine Zeitzinsen, wenn man sie "spart". Sie vergeht - egal wie. Und je bewusster, das heißt nun mal eher langsam, wir eine Tätigkeit ausführen - ob küssen oder kochen, schreiben oder schrubben - wir haben mehr davon. Anstatt Routinetätigkeiten schnell hinter sich bringen zu wollen, wie bspw. Bügeln, können wir sie langsam und bedächtig erledigen, sie als Möglichkeit des Ausruhens, ja gar als Meditation sehen und erleben. Mir ist aufgefallen, dass ich weniger müde bin, wenn ich meine Arbeit langsam, konzentriert und achtsam erledige. Was erschöpft ist nicht die Arbeit an und für sich, sondern, der Zeitdruck, der meistens damit verbunden ist.

Auch die Zeit, die wir mit lästigen oder langweiligen Dingen verbringen, ist wertvolle Lebenszeit und Lebenszeit sollten wir nicht schnell hinter uns bringen wollen. Jede Minute unseres Lebens ist wertvoll, weil unwiederbringlich und wir sollten uns dagegen wehren, dass uns jemand oder wir uns selbst unter Zeitdruck setzen.

Wenn wir etwas richtig gut machen möchten, dann müssen wir uns Zeit nehmen und wenn wir etwas genießen wollen, dann brauchen wir Zeit dafür. Schnelles Kochen ergibt kein Festmahl und schnelles Essen ist kein Genuss.

Mir wird das am Wochenende oder im Urlaub ganz besonders deutlich, wenn ich mir für alles so richtig schön Zeit lassen kann. Das macht für mich Freiheit und Freizeit aus: Bummeln, nicht auf die Uhr schauen, keiner (be-) drängt mich. Meinen Rhythmus leben.

Trödeln ist ein Stück Lebensqualität!

Sonntag, 5. Oktober 2014

Pessimismus als positive Lebenseinstellung

Pessimisten als Menschen mit positiver Lebenseinstellung? Warum nicht! Doch lieber ein halbleeres Glas als ein halbvolles?
Wer kennt das nicht? Wir haben uns auf etwas gefreut, haben fest damit gerechnet und dann ist alles ganz anders gekommen.
Oder wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet und dann war es doch recht erträglich.
War nicht im ersten Fall die Enttäuschung viel größer im zweiten Fall die Erleichterung? Wenn uns unerwartet etwas Gutes widerfährt, dann ist das wie ein Geschenk. Aber wenn uns etwas genommen wird, das uns schon sicher schien, dann empfinden wir Bitterkeit und Schmerz.
Das sogenannte positive Denken, d.h. immer das Bestmögliche erwarten, hat seinen Preis in der Ent-Täuschung, der Er-Nüchterung, wenn es dann doch nicht eintritt. Das Leben ist nicht ungerecht zu uns, es ist so, wie es ist.

Warum also passiv, sich als Opfer der Umstände sehen und sich ent-täuschen lassen? Besser, wir ent-täuschen uns selbst und nehmen damit der Realität die Schärfe.

Bestätigt von meiner vagen Ahnung, dass es oft besser ist, sich das Schlimmstmögliche auszumalen als auf das Bestmögliche zu hoffen, wurde ich durch das Buch von Rebekka Reinhard: "Die Sinn-Diät -Philosophische Rezepte für ein erfülltes Leben". Vor allem in Kapitel 12: "Pessimismus gegen Unzufriedenheit" arbeitet sie überzeugend die Vorzüge einer eher pessimistischen Sichtweise heraus. Dies möchte ich im Folgenden mit meinen Worten zusammenfassend wiedergeben.

Meistens sind wir entweder unzufrieden oder wir langweilen uns, alles wird darauf abgeklopft, ob es uns "was bringt" oder uns gut tut. Wir sind der Mittelpunkt der Welt und alles dreht sich in unserem Leben um unserer Wohlergehen. Wir suchen unser Glück in äußeren Ereignissen, anstatt Zufriedenheit in uns selbst finden zu wollen. Und wenn es uns gut geht, dann überlegen wir, ob es uns nicht noch besser gehen könnte. Wir erwarten und fordern ein schönes Leben, Glück im Überfluss.

Alfred Schopenhauer (1788 - 1860) jedoch war überzeugt, dass die Welt eine Hölle und alles Glück illusorisch sei. Er riet, immer den Wandel im Auge zu behalten: Nichts bleibt (so gut) wie es ist und lieber auf das Schlimmste gefasst sein als das Optimale zu erhoffen. Der Pessimist hat den Vorteil, dass er nicht mehr enttäuscht werden kann, somit lässt sich dauerhafte Zufriedenheit nur mit einer pessimistischen Grundhaltung erreichen.

Zur pessimistischen bzw. skeptischen Einstellung gehört auch die Akzeptanz des Unvermeidlichen, des Tragischen, des Ärgerlichen. Es gibt kein Anrecht auf Glück. Sobald wir uns von der Illusion befreien, alles müsse zu unserem Besten sein, können wir uns befreit zurücklehnen und die unerwarteten Momente des Glücks genießen. "Wir leiden nicht an den Umständen, sondern an unseren Gedanken."(s. Seite 184). Sich über Unglück, das uns widerfährt den Kopf zu zerbrechen, führt zu nichts. Besser ist, die Gegebenheiten anzunehmen und aus den Steinen, die uns in den Weg gelegt werden, unsere Schlösser bauen. Weniger hoffen, weniger bangen, mehr akzeptieren. Wir können weder in die Zukunft sehen noch unser Leben kontrollieren. Egal wie sehr wir planen und berechnen, es reicht oftmals nur eine Kleinigkeit und alles war umsonst: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.  Dann bleibt nur zu akzeptieren und angemessen zu reagieren. Wohl dem, der sich schon im Vorfeld mit Alternativen beschäftigt hat oder flexibel genug mit Unvorhergesehenem umzugehen weiß.


Es geht nicht darum, alles schlecht zu reden, sondern vielmehr seine Erwartungen runterzuschrauben, seine Illusionen zu  relativieren. Pessimistische Sichtweise verdammt nicht das Schöne aus unserem Leben. Sie befreit uns jedoch von dem Zwang, ein perfektes Leben führen zu müssen. Die Suche bzw. die Sucht nach dem Optimalen versperrt uns die Sicht auf das Gute. Akzeptanz des Jetzt, auch wenn mittelmäßig oder gar scheußlich ist, lässt uns gelassener und letztlich zufriedener werden.
Wir sollten auch nie vergessen - trotz all dem, was in unserem Leben schiefgelaufen ist, was wir falsch gemacht haben und welche Katastrophen wir durchlebt haben - wir sind noch da!


(nach dem Buch von Rebekka Reinhard: Die Sinn-Diät - Warum wir schon alles haben was wir brauchen - Philosophische Rezepte für ein erfülltes Leben, 2. Auflage, München, Wilhelm Heine Verlag 2011)

Sonntag, 17. August 2014

Das Kind, das wir waren

Vor einigen Jahren habe ich in einem Interview mit einer bekannten Schauspielerin gelesen, wie sehr sie das Alleinsein genießt. Schon als Kind habe sie sich gerne zurückgezogen, manchmal sogar versteckt, nur um allein zu sein. Als erwachsene Frau habe sie irgendwann festgestellt, wie viel Kraft sie aus dem Alleinsein schöpfe.
Zuerst hatte ich mich gewundert, dass ausgerechnet eine Schauspielerin, deren Beruf es verlangt, ja, die davon lebt, sich öffentlich zu geben, den persönlichen Rückzug braucht. Es hat mich lange nicht losgelassen und nach und nach wurde mir klar, dass ich genauso ticke. Auch ich bin gern allein - schon als Kind hab ich am liebsten alleine gespielt, hab mich selten verlassen gefühlt, wenn ich mal alleine zu Hause sein musste. Ganz im Gegenteil, ich war glücklich dabei, bin singend durchs Haus getanzt.

Diesen Aspekt meiner Persönlichkeit habe ich lange Jahre brach liegen lassen. Schon früh bin ich Mutter geworden, war viele Jahre so gut wie nie allein. Das Alleinsein wird oft mit Verlassen sein, Einsamkeit gleichgesetzt, ist negativ besetzt. Viele Jahre dachte ich daher, Alleinsein sei etwas, was man vermeiden sollte, besser man hat Gesellschaft. Mir war dabei gar nicht aufgefallen, dass meine Gefühle der Unzufriedenheit damit zusammenhingen, dass mir Zeit und Raum nur für mich fehlte. Immer war ich von Menschen umgeben, Menschen zwar, die mir lieb und teuer waren, aber ich konnte eben nicht mein Bedürfnis nach Rückzug ausleben. Das machte mich sicherlich oft ungerecht und ungeduldig meiner Familie gegenüber.

Seitdem mir bewusst wurde, das der Wunsch nach Rückzug ein wesentlicher Bestandteil meiner Persönlichkeit ist und ich diesem Wesenszug nachgebe, geht es mir viel besser. Ich bin ausgeglichener, zufrieden und ich genieße das freiwillige Zusammensein mit anderen Menschen. Als Einsiedlerin lebe ich nicht, ganz im Gegenteil, ich liebe Gespräche, die Gegenwart von interessanten, freundlichen Menschen, genieße bisweilen sogar das "Bad in der Menge", denn ich weiß, ich kann und darf dann auch wieder alleine sein, um zu verarbeiten, Kraft zu tanken, mich zu "erden".

Vor kurzem ist mir nun aufgefallen, dass es noch andere Vorlieben aus meiner Kindheit gibt, die in den langen Jahren meines Erwachsenenlebens begraben und vernachlässigt wurden.
Wie glücklich war ich z.B. wenn ich in unserem Garten auf meiner Schaukel saß und die Hitparade rauf und runter geträllert habe. Oder ich habe stundenlang im Garten gewühlt und gebuddelt, habe Behausungen gebaut und mir dabei ausgemalt, wie ich in der Wildnis Abenteuer bestehe.

Warum habe ich mir jahrelang verkniffen, laut zu singen? Weil mir viele Menschen attestiert haben, dass ich das nicht kann. Heute denke ich: Na, und! und singe halte beim Autofahren - wie wohl ich mich dabei fühle!
Im Garten arbeite ich noch immer gerne, ich liebe den Geruch von Erde, liebe die Geräusche der Natur und die wunderbare Luft da draußen.
Um Abenteuer zu erleben, gönn ich mir hin und wieder Reisen in fremde Länder, wandere und klettere.
Ich hatte eine Märchenbuch, das hab ich gehütet wie einen Schatz. Auch heute spielen Bücher eine bedeutende Rolle in meinem Leben. Ein gutes Buch kann wie ein Freund sein.
Vom ersten Schultag an, liebte ich es zu schreiben, mir Geschichten auszudenken, Gedanken in Worte zu fassen - ja, auch deshalb gibt es diesen Blog.

Forscht nach, was euch als Kind glücklich gemacht hat! Was immer es auch war, grabt es aus und vor allem lebt es aus!