Montag, 24. November 2014

Mach' langsam!

Schnell noch was essen.
Schnell noch die Katze füttern.
Schnell noch zum Einkaufen fahren.
Schnell noch die E-Mails checken.
Schnell noch jemanden anrufen.
Schnell noch die Wäsche aufhängen.
Schnell noch die Reifen wechseln.
Schnell noch die Kinder ins Bett bringen.

Schnell noch... So geht das oft den ganzen Tag. Wohl dem, dem diese Redewendung fremd ist.

Eine Freundin - leider haben wir uns in den letzten Jahren aus den Augen verloren - hat immer gesagt (oder sagt es noch heute) "Mach' langsam!", wenn wieder mal Eile geboten war. Das klang immer so schön beruhigend. Danke. Jetzt erwische ich mich manchmal dabei, wie ich mit diesen zwei Worten eilige Zeitgenossen zu bremsen und beruhigen versuche.

Wie kommt es nur, dass alles schnell gehen muss? Was gewinnen wir, wenn wir uns beeilen? Ein Großteil meines Lebens bestand bzw. besteht noch immer darin, etwas schnell machen zu müssen oder schnell machen zu wollen. Immer öfter frage ich mich jedoch mittlerweile, wozu?

Was machen wir mit der gewonnenen Zeit? Falls wir tatsächlich durchs "Schnellmachen" Zeit gut machen, denn häufig unterlaufen uns Fehler durch die Eile, deren Ausmerzen, dann erst recht Zeit kostet, z.B. schnell was essen, um dabei das frische Hemd/Bluse voll zu kleckern oder schlimmer noch, sich auf Dauer damit ein krankes Verdauungssystem ran zu züchten.  
Schnell einkaufen, dabei das Wichtigste vergessen. Schnell einen lieben Freund/Freundin anrufen und diese Menschen damit vor den Kopf stoßen, weil sie sich zu Recht vernachlässigt fühlen.
Das ist ein Aspekt, warum man sich mehr Zeit nehmen sollte, die Dinge achtsamer tun sollte: es unterlaufen uns weniger Missgeschicke, Malheure oder Fehler.

Ja, und womit verbringen wir die Zeit, die wir durch Eile "gewinnen"? Wir verplempern sie vor dem Fernseher und schauen uns dümmliche Sendungen an. Oder wir hocken vor dem Computer und lesen langweilige Blogs (wie diesen?). Haben wir wirklich etwas gewonnen, wenn wir völlig erschöpft wegen eines gehetzten Tagesablaufes dann vor dem Fernseher einschlafen? Oder zu müde sind, um sich mit unseren Lieben zu beschäftigen.

Nein, Zeit kann man weder einsparen noch gewinnen. Zeit ist. Sie lässt sich nicht horten und bringt
auch keine Zeitzinsen, wenn man sie "spart". Sie vergeht - egal wie. Und je bewusster, das heißt nun mal eher langsam, wir eine Tätigkeit ausführen - ob küssen oder kochen, schreiben oder schrubben - wir haben mehr davon. Anstatt Routinetätigkeiten schnell hinter sich bringen zu wollen, wie bspw. Bügeln, können wir sie langsam und bedächtig erledigen, sie als Möglichkeit des Ausruhens, ja gar als Meditation sehen und erleben. Mir ist aufgefallen, dass ich weniger müde bin, wenn ich meine Arbeit langsam, konzentriert und achtsam erledige. Was erschöpft ist nicht die Arbeit an und für sich, sondern, der Zeitdruck, der meistens damit verbunden ist.

Auch die Zeit, die wir mit lästigen oder langweiligen Dingen verbringen, ist wertvolle Lebenszeit und Lebenszeit sollten wir nicht schnell hinter uns bringen wollen. Jede Minute unseres Lebens ist wertvoll, weil unwiederbringlich und wir sollten uns dagegen wehren, dass uns jemand oder wir uns selbst unter Zeitdruck setzen.

Wenn wir etwas richtig gut machen möchten, dann müssen wir uns Zeit nehmen und wenn wir etwas genießen wollen, dann brauchen wir Zeit dafür. Schnelles Kochen ergibt kein Festmahl und schnelles Essen ist kein Genuss.

Mir wird das am Wochenende oder im Urlaub ganz besonders deutlich, wenn ich mir für alles so richtig schön Zeit lassen kann. Das macht für mich Freiheit und Freizeit aus: Bummeln, nicht auf die Uhr schauen, keiner (be-) drängt mich. Meinen Rhythmus leben.

Trödeln ist ein Stück Lebensqualität!

Sonntag, 5. Oktober 2014

Pessimismus als positive Lebenseinstellung

Pessimisten als Menschen mit positiver Lebenseinstellung? Warum nicht! Doch lieber ein halbleeres Glas als ein halbvolles?
Wer kennt das nicht? Wir haben uns auf etwas gefreut, haben fest damit gerechnet und dann ist alles ganz anders gekommen.
Oder wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet und dann war es doch recht erträglich.
War nicht im ersten Fall die Enttäuschung viel größer im zweiten Fall die Erleichterung? Wenn uns unerwartet etwas Gutes widerfährt, dann ist das wie ein Geschenk. Aber wenn uns etwas genommen wird, das uns schon sicher schien, dann empfinden wir Bitterkeit und Schmerz.
Das sogenannte positive Denken, d.h. immer das Bestmögliche erwarten, hat seinen Preis in der Ent-Täuschung, der Er-Nüchterung, wenn es dann doch nicht eintritt. Das Leben ist nicht ungerecht zu uns, es ist so, wie es ist.

Warum also passiv, sich als Opfer der Umstände sehen und sich ent-täuschen lassen? Besser, wir ent-täuschen uns selbst und nehmen damit der Realität die Schärfe.

Bestätigt von meiner vagen Ahnung, dass es oft besser ist, sich das Schlimmstmögliche auszumalen als auf das Bestmögliche zu hoffen, wurde ich durch das Buch von Rebekka Reinhard: "Die Sinn-Diät -Philosophische Rezepte für ein erfülltes Leben". Vor allem in Kapitel 12: "Pessimismus gegen Unzufriedenheit" arbeitet sie überzeugend die Vorzüge einer eher pessimistischen Sichtweise heraus. Dies möchte ich im Folgenden mit meinen Worten zusammenfassend wiedergeben.

Meistens sind wir entweder unzufrieden oder wir langweilen uns, alles wird darauf abgeklopft, ob es uns "was bringt" oder uns gut tut. Wir sind der Mittelpunkt der Welt und alles dreht sich in unserem Leben um unserer Wohlergehen. Wir suchen unser Glück in äußeren Ereignissen, anstatt Zufriedenheit in uns selbst finden zu wollen. Und wenn es uns gut geht, dann überlegen wir, ob es uns nicht noch besser gehen könnte. Wir erwarten und fordern ein schönes Leben, Glück im Überfluss.

Alfred Schopenhauer (1788 - 1860) jedoch war überzeugt, dass die Welt eine Hölle und alles Glück illusorisch sei. Er riet, immer den Wandel im Auge zu behalten: Nichts bleibt (so gut) wie es ist und lieber auf das Schlimmste gefasst sein als das Optimale zu erhoffen. Der Pessimist hat den Vorteil, dass er nicht mehr enttäuscht werden kann, somit lässt sich dauerhafte Zufriedenheit nur mit einer pessimistischen Grundhaltung erreichen.

Zur pessimistischen bzw. skeptischen Einstellung gehört auch die Akzeptanz des Unvermeidlichen, des Tragischen, des Ärgerlichen. Es gibt kein Anrecht auf Glück. Sobald wir uns von der Illusion befreien, alles müsse zu unserem Besten sein, können wir uns befreit zurücklehnen und die unerwarteten Momente des Glücks genießen. "Wir leiden nicht an den Umständen, sondern an unseren Gedanken."(s. Seite 184). Sich über Unglück, das uns widerfährt den Kopf zu zerbrechen, führt zu nichts. Besser ist, die Gegebenheiten anzunehmen und aus den Steinen, die uns in den Weg gelegt werden, unsere Schlösser bauen. Weniger hoffen, weniger bangen, mehr akzeptieren. Wir können weder in die Zukunft sehen noch unser Leben kontrollieren. Egal wie sehr wir planen und berechnen, es reicht oftmals nur eine Kleinigkeit und alles war umsonst: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.  Dann bleibt nur zu akzeptieren und angemessen zu reagieren. Wohl dem, der sich schon im Vorfeld mit Alternativen beschäftigt hat oder flexibel genug mit Unvorhergesehenem umzugehen weiß.


Es geht nicht darum, alles schlecht zu reden, sondern vielmehr seine Erwartungen runterzuschrauben, seine Illusionen zu  relativieren. Pessimistische Sichtweise verdammt nicht das Schöne aus unserem Leben. Sie befreit uns jedoch von dem Zwang, ein perfektes Leben führen zu müssen. Die Suche bzw. die Sucht nach dem Optimalen versperrt uns die Sicht auf das Gute. Akzeptanz des Jetzt, auch wenn mittelmäßig oder gar scheußlich ist, lässt uns gelassener und letztlich zufriedener werden.
Wir sollten auch nie vergessen - trotz all dem, was in unserem Leben schiefgelaufen ist, was wir falsch gemacht haben und welche Katastrophen wir durchlebt haben - wir sind noch da!


(nach dem Buch von Rebekka Reinhard: Die Sinn-Diät - Warum wir schon alles haben was wir brauchen - Philosophische Rezepte für ein erfülltes Leben, 2. Auflage, München, Wilhelm Heine Verlag 2011)

Sonntag, 17. August 2014

Das Kind, das wir waren

Vor einigen Jahren habe ich in einem Interview mit einer bekannten Schauspielerin gelesen, wie sehr sie das Alleinsein genießt. Schon als Kind habe sie sich gerne zurückgezogen, manchmal sogar versteckt, nur um allein zu sein. Als erwachsene Frau habe sie irgendwann festgestellt, wie viel Kraft sie aus dem Alleinsein schöpfe.
Zuerst hatte ich mich gewundert, dass ausgerechnet eine Schauspielerin, deren Beruf es verlangt, ja, die davon lebt, sich öffentlich zu geben, den persönlichen Rückzug braucht. Es hat mich lange nicht losgelassen und nach und nach wurde mir klar, dass ich genauso ticke. Auch ich bin gern allein - schon als Kind hab ich am liebsten alleine gespielt, hab mich selten verlassen gefühlt, wenn ich mal alleine zu Hause sein musste. Ganz im Gegenteil, ich war glücklich dabei, bin singend durchs Haus getanzt.

Diesen Aspekt meiner Persönlichkeit habe ich lange Jahre brach liegen lassen. Schon früh bin ich Mutter geworden, war viele Jahre so gut wie nie allein. Das Alleinsein wird oft mit Verlassen sein, Einsamkeit gleichgesetzt, ist negativ besetzt. Viele Jahre dachte ich daher, Alleinsein sei etwas, was man vermeiden sollte, besser man hat Gesellschaft. Mir war dabei gar nicht aufgefallen, dass meine Gefühle der Unzufriedenheit damit zusammenhingen, dass mir Zeit und Raum nur für mich fehlte. Immer war ich von Menschen umgeben, Menschen zwar, die mir lieb und teuer waren, aber ich konnte eben nicht mein Bedürfnis nach Rückzug ausleben. Das machte mich sicherlich oft ungerecht und ungeduldig meiner Familie gegenüber.

Seitdem mir bewusst wurde, das der Wunsch nach Rückzug ein wesentlicher Bestandteil meiner Persönlichkeit ist und ich diesem Wesenszug nachgebe, geht es mir viel besser. Ich bin ausgeglichener, zufrieden und ich genieße das freiwillige Zusammensein mit anderen Menschen. Als Einsiedlerin lebe ich nicht, ganz im Gegenteil, ich liebe Gespräche, die Gegenwart von interessanten, freundlichen Menschen, genieße bisweilen sogar das "Bad in der Menge", denn ich weiß, ich kann und darf dann auch wieder alleine sein, um zu verarbeiten, Kraft zu tanken, mich zu "erden".

Vor kurzem ist mir nun aufgefallen, dass es noch andere Vorlieben aus meiner Kindheit gibt, die in den langen Jahren meines Erwachsenenlebens begraben und vernachlässigt wurden.
Wie glücklich war ich z.B. wenn ich in unserem Garten auf meiner Schaukel saß und die Hitparade rauf und runter geträllert habe. Oder ich habe stundenlang im Garten gewühlt und gebuddelt, habe Behausungen gebaut und mir dabei ausgemalt, wie ich in der Wildnis Abenteuer bestehe.

Warum habe ich mir jahrelang verkniffen, laut zu singen? Weil mir viele Menschen attestiert haben, dass ich das nicht kann. Heute denke ich: Na, und! und singe halte beim Autofahren - wie wohl ich mich dabei fühle!
Im Garten arbeite ich noch immer gerne, ich liebe den Geruch von Erde, liebe die Geräusche der Natur und die wunderbare Luft da draußen.
Um Abenteuer zu erleben, gönn ich mir hin und wieder Reisen in fremde Länder, wandere und klettere.
Ich hatte eine Märchenbuch, das hab ich gehütet wie einen Schatz. Auch heute spielen Bücher eine bedeutende Rolle in meinem Leben. Ein gutes Buch kann wie ein Freund sein.
Vom ersten Schultag an, liebte ich es zu schreiben, mir Geschichten auszudenken, Gedanken in Worte zu fassen - ja, auch deshalb gibt es diesen Blog.

Forscht nach, was euch als Kind glücklich gemacht hat! Was immer es auch war, grabt es aus und vor allem lebt es aus!

Samstag, 26. Juli 2014

Steter Trofen feiert Geburtstag




Heute vor einem Jahr und einer Woche gab es den allerersten Beitrag von Steter Tropfen.

Inzwischen habe ich insgesamt 12 Posts verfasst und hatte dafür fast tausend Aufrufe.
Das ist ein guter Grund zu feiern, drum lasst es Blumen regnen!


Übrigens gibt es die ersten bzw. älteren Pots alle noch zum Lesen unter "Ältere Pots" -  keiner meiner Beiträge ist gelöscht, nur ein bißchen versteckt.



In Zukunft möchte ich öfter schreiben - ich habe so viele Gedanken, die ich mit meinen Lesern teilen möchte.

Was mir ein wenig fehlt, ist das Feedback.
Schreibt mir einen Kommentar oder eine E-Mail: kontakt@touch-skin-massagen.de (übrigens meine Homepage www.touch-skin-massagen.de ist auch lesenswert).

Ich grüße alle meine Leser und Leserinnen ganz herzlich und wünsche Euch ganz viele Glückstropfen, die stetig auf Euch niedertröpfeln!


 


 

 

Sonntag, 27. April 2014

Schlafen



Schön, dass wieder Frühling ist!
Es ist wärmer und die Tage werden länger.
Leider wurde auch wieder - obgleich schon zigmal von Medizinern und Wissenschaftlern der Nutzen widerlegt, der Schaden beklagt - unsere Uhr und somit unsere Gewohnheiten zwangsumgestellt. Diese eine Stunde weniger im Frühjahr versetzt unseren Körper in enormen Stress, weil ihm bis zum Herbst und bis zur nächsten Zeitumstellung eine Stunde fehlt, besser gesagt eine Stunde Schlaf fehlt. Denn wir arbeiten im Sommer ja nicht weniger, sind eher noch aktiver. Man beraubt uns einer Stunde Schlaf - für nichts und wieder nichts. Das ist fatal, denn Schlaf ist für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden unabdingbar.

Unser Körper und unser Geist brauchen Ruhe zum Regenerieren. Natürlicherweise bedingen sowohl Tag/Nacht-Rhythmus als auch die Jahreszeiten, die Auszeiten von allen Lebewesen (Pflanzen und Tieren). Pflanzen ruhen ohne Sonnenlicht, auch in der kalten/dunklen Jahreszeit. Tiere und Menschen sind ebenfalls diesen Rhythmen unterworfen, die einen mehr, die anderen weniger. Wir wissen von Insekten, aber auch von  höheren Tieren wie z.B. den Bären, dass sie Winterschlaf halten. Stoffwechsel und Körpertemperatur werden auf das gerade noch zum Überleben notwendige Maß gesenkt. Selbst nachtaktive Lebewesen unterliegen
einem Ruhe-/Aktiv-Rhythmus, nur dass sie eben im Hellen ausruhen. Rund-um-die-Uhr-aktive Wesen gibt es nicht. Der Organismus braucht Auszeiten, um zu wachsen, zu regenerieren, zu heilen, kurz: um all das "zu tun", wozu er im Wachzustand nicht kommt. Ohne Schlaf werden wir seelisch und körperlich krank.

In der meisten Zeit unserer menschlichen Vergangenheit mussten unsere Vorfahren (ebenso wie die Tiere) im Winter mit weniger Nahrung auskommen und waren aufgrund des Lichtmangels auch weniger aktiv. In den vielen Jahrtausenden ohne künstliche Lichtquelle waren bei Einbruch der Dunkelheit keine nennenswerten Aktivitäten mehr möglich. Alle Lebewesen dieses Planeten sind sowohl an die Kalt-Warm- als auch an die Hell-Dunkel-Rhythmen über Jahrtausende angepasst. Im Grunde völlig logisch, denn wir sind aus diesen Gegebenheiten entstanden, wie könnten wir also anders sein?

Dass wir nun seit gerade mal rund 100 Jahren (einer verhältnismäßig kurzen Zeit) in der Lage sind, Dunkelheit und damit den Tag/Nacht-Rhythmen zu ignorieren, spielt für unseren Organismus keine Rolle, seine Bedürfnisse sind die gleichen geblieben. Wir überfordern ihn maßlos, nicht nur mit den die Biorhythmen verachtenden zweimaligen Uhrumstellungen im Jahr, sondern auch mit Arbeitszeiten (z.B. Schicht- und Nachtarbeit, Jetlags u.ä.), die kaum Rücksicht auf die individuellen, genetisch festgelegten Schlaf-und Aktivzeiten legen.
Aber auch mit unseren freiwilligen Freizeit-Aktivitäten überfordern wir uns. Am Tag seine Freizeit aktiv zu gestalten, macht meistens Sinn und glücklich. Wir sind mittlerweile jedoch auch in Zeiten, in denen unser Körper auf Nichtstun programmiert ist, aktiv und quälen uns damit "hell"-wach zu bleiben. Ob nun der Körper um 23.00 Uhr im Fitnessstudio schwitzt und ausgepowert wird, oder unser Gehirn noch um 2.00 Uhr nachts mit nervenaufreibenden Krimis oder Computerspielen an- und aufgeregt wird, beides ist gleichermaßen kontraproduktiv, ja auf lange Sicht sogar schädlich, denn es widerspricht unserem biologischen Bedürfnis. Bei Dunkelheit ist unser Körper auf  Ruhe und Abschottung von Außenreizen programmiert.

Durch technischen Errungenschaften haben wir es geschafft, uns von den kosmischen Gegebenheiten zu emanzipieren - wir machen das Licht an, wenn es dunkel wird. Unsere Biologie ist aber die gleiche geblieben und damit abhängig von den Impulsen der Sonne. Folge der Ignoranz biologischen Grundbedürfnisse sind bestenfalls "nur" Schlafstörungen und/oder mangelnde Leistungsfähigkeit, schlimmstenfalls handfeste Krankheiten. Vielen von uns fehlt nicht nur ausreichend Schlaf, sondern auch einen geregelter Aktivitäts- und Ruhe-Rhythmus.

Angesichts der Fülle anregender Angebote, die uns Tag und Nacht umwerben, ist es sehr schwer, sich auszuklinken und ein gesundes Maß an Ruhe zu gönnen. Ich bin davon nicht frei, beginne meinen Tag sehr früh, um auch nach der Arbeit noch die Sonne genießen zu können und abends wird es oft sehr spät, weil ich dies und jenes noch erledigen möchte oder mich nicht von einem spannenden Buch trennen kann. Auch diesen Text habe ich teilweise zu Zeiten verfasst, in denen ich besser hätte schlafen sollen.
Wie oft sind es dann nicht mehr als 5 - 6 Stunden Schlaf pro Nacht während einer Arbeitswoche. Das ist für mich definitiv zu wenig und es macht sich u.a. durch Konzentrationsmangel, Gereiztheit, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Lustlosigkeit bemerkbar. Sicher gibt es auch Menschen, denen 5 Stunden Schlaf genügen, aber die meisten von uns brauchen eher 7 - 8 Stunden. Ganz zu schweigen von Kindern und Jugendlicher, die schon aufgrund ihres Wachstums viel mehr Schlaf brauchen und ihn wegen der technischen Verlockungen nicht mehr in ausreichendem Maße bekommen.

Wie sehr mir der Schlaf während der Woche fehlt, merke ich dann am Wochenende, wenn ich oftmals mehr als 10 Stunden schlafe. Vor nicht gar zu langer Zeit habe ich mich noch darüber geärgert, so viel Zeit mit Schlafen "zu vergeuden", längst hab ich eingesehen, dass diese Zeit nicht verschwendet, sondern sehr gut angelegt ist. Sogar lernen funktioniert besser, wenn wir unseren kleinen grauen Zellen reichlich Schlaf zum "speichern" gönnen. Das Gelernte kann sich nur dann "festsetzen", wenn das Gehirn frei von Außenreizen ist. Kinder wachsen im Schlaf und wir Erwachsenen regenerieren während wir schlafen, denn die Werkstatt aller Zellen arbeitet auf Hochtouren, während wir träumen.

Viele Menschen stehen aus den unterschiedlichsten Gründen derart unter Strom, dass sie chronische Schlafstörungen entwickelt haben und es ihnen auch nicht mehr möglich ist, am Wochenende oder im Urlaub durch- oder auszuschlafen.

Ich habe mir fest vorgenommen, auf eine "gesunde Schlafhygiene" zu achten, d.h. wenn ich früh aufstehen möchte, dann scheuche ich mich abends früh ins Bett. Ich achte darauf, nicht gravierend oft und grob meinen Schlafrhythmus zu stören, also möglichst zu den gleichen Zeiten ins Bett zu gehen und aufzustehen - egal ob Arbeitswoche oder Ferien. Das ist nicht immer möglich und ich habe festgestellt, dass mein Körper eher dazu tendiert zu wesentlich späteren Zeiten schlafen und
aufwachen zu wollen, als mein Tagesablauf das vorsieht.

Für mich hat sich jedoch gezeigt, dass es mir auf lange Sicht eher schadet, die genetisch festgelegten Bedürfnisse meines Körper zu ignorieren. Körper, Geist und Seele sind aufeinander angewiesen, daher sollten sie aufeinander Rücksicht nehmen und das Sagen hat unser Wille. Es sei denn, es werden uns - so wie bei der alljährlichen Zeitumstellung - noch zusätzlich von außen Arhythmien aufgezwängt. Wenn wir aber unseren Körper überfordern, dann dauert es nicht lange und unsere Seele hängt ebenfalls in den Seilen, ganz zu schweigen von unsrem Geist, der aufzugeben droht.

Gute Nacht und angenehme Ruh!

Sonntag, 16. März 2014

Ebbe und Flut

In meinem Beitrag "Regen" habe ich davon geschrieben, wie wichtig es ist, dass wir Veränderungen im Leben akzeptieren und uns mit ihnen arrangieren.
In "Ode an das Leben" ging es um Dankbarkeit als elementaren Bestandteil innerer Zufriedenheit. Sobald ich bewusst dankbar bin, für das, was ist, bin ich zufrieden.

Heute möchte ich darüber schreiben, warum es hilft zu akzeptieren, dass es kein Leben ohne Probleme gibt. Egal ob es die großen Katastrophen oder die kleineren Unannehmlichkeiten sind, es ist unmöglich, ihnen aus dem Weg zu gehen. Und manchmal ist es sogar so, dass sie sich häufen, gerade so, als ob Probleme andere Probleme wie Magnete anziehen würden. Dann hilft es auch  nicht, die rosarote Brille aufzusetzen oder gar die Augen davor zu verschließen. Klar kann ich auch mit offenen Augen stolpern, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich falle, erhöht sich drastisch, wenn ich die Augen zumache. Das Auto will nicht mehr fahren und die Waschmaschine streikt - dann hilft weder Wut noch Weinen, sondern nur die Reparatur.

Manchmal kommt es uns vor, als ob sich die ganze Welt gegen uns verschworen hätte. Allen anderen scheint es gut zu gehen, nur ich hab wieder mal den Schwarzen Peter gezogen. Aber das scheint nur so. Sieht man genauer hin, dann  haben erstens auch die anderen Menschen ihre Probleme und  zweitens gibt es für alles eine Ursache und die hat drittens oft gar nichts mit uns persönlich zu tun. Unfreundliche Mitmenschen haben vielleicht gerade selbst großen oder kleinen Kummer und technische Geräte halten nun mal nicht ewig - oft wird das sogar schon bei der Herstellung "miteingebaut" (Produkte die ewig halten bremsen den Umsatz eher aus - das sei nur am Rande bemerkt).

Alles kann dazu beitragen, das wir uns gestört fühlen, das Tiefdruckgebiet, das unsere Gartenparty ertränkt, die Mücke an der Wand oder ein klitzekleiner Virus, der unseren Körper durcheinander bringt. Letztlich hilft fluchen, weinen, schimpfen, die Decke über den Kopf ziehen nur kurzfristig. Auf lange Sicht kommen wir am besten zurecht, wenn wir es einfach so nehmen, wie es ist und uns nach einmal tiefdurchatmen eine Strategie zur Lösung überlegen. Die Mücke ist evtl. nur lästig, das kaputte Auto kann uns viel Geld kosten und der Virus beschert uns im besten Fall nur eine Woche
Schnupfen. Andere Katastrophen sind hartnäckiger und schwerer in den Griff zu kriegen. Aber immer hilft es, zu akzeptieren, dass Schwierigkeiten dazu gehören und wir wachsen und reifen mit jeder Niederlage, mit jeder Katastrophe. Diese Einsicht tröstet, besänftigt, beruhigt und macht den Kopf frei, um kreativ nach Lösungen zu suchen.

Wir sind nicht der Mittelunkt des Universums, auch wenn wir das oft so empfinden. Wir sind einfach nur Teil eines großen Ganzen und es trifft jeden von uns - das Glück genauso wie das Unglück. Schwierigkeiten kommen nicht, um uns zu ärgern - sie sind einfach nur da.

Dies sollte uns jedoch nicht schicksalsergeben oder fatalistisch werden lassen. Es gibt durchaus Dinge, die wir selbst in der Hand haben, die wir uns selbst zuzuschreiben haben.
Wer raucht, der züchtet sich sein Lungenkarzinom selbst und sollte nicht jammern, wie ungerecht das Schicksal ist.
Wer waghalsig Auto fährt, der erhöht selbst die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Unfall und ist nicht das Opfer höherer Gewalt.
Wer gedankenlos Süßigkeiten und Fastfood reinstopft, der ist nicht zufällig übergewichtig.
Wir haben Vieles selbst in der Hand, um es zu verhindern. Für das, was trotzdem schief läuft, dafür haben wir unsere Kreativität und unser Durchhaltevermögen.


Ich bin nicht frei von Fehlern und falschen Entscheidungen und sicherlich hab ich mir einiges an Unannehmlichkeiten selbst zuzuschreiben, aber eine gehörige Portion an Ärger ereignet sich einfach so - und seitdem ich das akzeptiert habe, lebe ich entspannter.

Und wie oft hab ich gemerkt, dass dieser Ausspruch von André 'Gide wirklich wahr ist:

"Wenn sich vor uns eine Tür schließt,
geht irgendwo eine andere wieder auf."

Bis bald, eure Mo!


Sonntag, 12. Januar 2014

Oasen



Weihnachten und Silvester in Israel - einerseits naheliegend, weil dort hat doch alles angefangen mit dem Kindlein in der Krippe usw., andererseits werden in Israel Weihnachten (und Silvester) gar nicht gefeiert. Jesus war zwar Jude, wird aber dort nicht als das angesehen, als was die Christen ihn sehen: Gottes Sohn, also auch kein Grund seine Geburt zu feiern.

Ich wollte vor allen Dingen Jerusalem kennenlernen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Letztlich war es nicht Jerusalem, die heilige Stadt, die mich faszinierte, auch nicht der landschaftlich beeindruckende See Genezareth, nicht Nazareth, auch nicht das Tote Meer, schon gar nicht Bethlehem (der Ort, den ich mein Leben lang mit Weihnachten in Verbindung gebracht habe) und es war nicht Tel Aviv, diese junge und quirlige Stadt am Mittelmeer - nichts davon wird mich dazu bringen, wieder nach Israel zu reisen.
Es war die Wüste, in die ich mich auf den ersten Blick verliebt habe. Wie eine Offenbarung: die Judäische Wüste, gleich "hinter" Jerusalem. Man fährt nur wenige Kilometer und ist in einer anderen Welt. Stille, weiß-beige Weite mit grünen Tupfern, Oasen, auch weil es einige Tage vorher geregnet hatte. Alle Sinne ruhen aus. Zeit sich zu erden. Wunderbar. Die Wüste eine Oase in einem Wust von Religionen, Kulturen und Politischen Querelen.

10 Tage Israel. Mit den romantischen Vorstellungen aus meiner Kindheit, den Geschichten aus dem Religionsunterricht, dem alljährlichen Weihnachtsspektakel, aber auch mit dem Wissen um den Holocaust, dem Halbwissen um den Nah-Ost-Konflikt im Gepäck bin ich kurz vor Heiligabend in Tel Aviv gelandet. Natürlich war mir klar, dass nichts so sein wird, wie ich es mir vorstelle und doch: Es war dann nochmal ganz anders. Weder romantisch noch feindselig. Anders allein schon das Wetter: In Jerusalem war es kalt. In der Wüste war es gar nicht heiß, sondern angenehm frühlingswarm. Ok, die Jahreszeit halt. Im Sommer wird es anders sein. Morgens um 6.30 Uhr schien bereits die Sonne (ich dachte, ich hätte verschlafen..), aber um 17.00 Uhr war es bereits stockfinster (wie zu Hause). Das Essen war nicht viel anders als daheim, nur Bier und Wein wesentlich teurer. Wer braucht schon Bier und Wein?

Obwohl ich am liebsten alleine verreise, war ich dieses Mal mit einer Reisegruppe unterwegs, musste mich somit dem straffen Zeitplan des Veranstalters unterordnen. Trotz Sehnsucht nach mehr Schlaf und weniger Informationen war es insgesamt ok, denn schon nach wenigen Tagen habe ich es genossen, nichts selbst organisieren zu müssen. Vieles von dem, was ich gesehen, erfahren und erlebt habe, hätte ich nicht alleine organisieren können. Der Nachteil: früh aufstehen, Schlafmangel, meinen Instinkt und meine Bedürfnisse unterdrücken, nichts auf eigenes Faust entdecken dürfen, immer dem Trott unseres Reiseleiters folgen - der es im Übrigen strikt untersagte, vor ihm her zu laufen. So sind ihm 16 Frauen und 2 Männer immer brav mit Abstand gefolgt, es hatte zuweilen etwas von einer Hammelherde. Und was dieser Mann alles wusste! Unfassbar. Trotz Interesse und Neugierde, hab ich mich hin und wieder bewusst ausgeklinkt, mir inhaltsleere Oasen in der Fülle der Informationsflut gesucht, z.B mit den zahlreichen Katzen gespielt. Wie sonst hätte ich all das geballte Wissen verdauen können?

Bewaffnete Soldaten sind präsent, Check-Points, es gibt viele davon, um die israelische Bevölkerung vor palästinensischen Extremisten zu schützen. Aber ich habe in den 10 Tagen meines Aufenthaltes keine Auseinandersetzungen erlebt, keine Feindseligkeiten gespürt. Glück gehabt? Oder ist unsere Sicht von Israel durch die Sensationsberichterstattung getrübt? Ist alles halb so schlimm mit den Selbstmordattentätern usw.? Naja, sonst wären die Kontrollen und bewaffneten Soldaten ja überflüssig. Ich habe mich jedoch nie bedroht gefühlt, auch nicht am Flughafen beim Abflug nach Frankfurt, trotz eingehender Befragung der israelischen Security und gefühlten 10 Kontrollen (es waren aber wohl nur 5, oder?). Es war lästig. Zuhause im Stau auf der Autobahn zu stehen ist auch lästig.
So what!

Es hat mich fasziniert, dass unser Reiseleiter, ein gebürtiger Israeli, Jude, uns als Christen erzogene und sozialisierte Menschen aus Deutschland (Österreich, Polen und Luxemburg) das Neue Testament erklärt und näher gebracht hat. Ein Jude liest die Bergpredigt. Wunderbar!
Ein Gottesdienst an Heiligabend in Jerusalem, an dem auch Juden teilnehmen, zwar wohl eher nur als interessierte Zuschauer, egal. Interesse ist der Anfang für Verständnis. Wunderbar!
Dann der Pilgermarsch um Mitternacht nach Bethlehem. Bethlehem, für uns der Inbegriff von Weihnachten - Ihr Kinderlein kommet, zur Krippe her kommet in Bethlehem Stall...Bethlehem in echt: Check-Point, eine hohe Mauer, Schmutz und Lärm einer südländischen Stadt. Es gab sogar einen riesigen kitschigen Weihnachtsbaum und natürlich die Geburtskirche. Aber eben "nur" eine Kirche. Für mich, eine Kirche wie jede andere auch. Gott hab ich bisher weder in einer Kirche, noch einem Tempel, einer Moschee oder einer Synagoge gefunden. Ich sehe Gott im Lächeln eines Babys, der Berührung eines mir lieben Menschen, in der Fülle der Natur oder in mir selbst, wenn ich glücklich bin.

Nazareth. Jesus von Nazareth. Es gibt eine Kirche zu Ehren Mutter Gottes. Auf dem Platz davor beten die Muslime und ermahnen die Christen, ihre religiösen Gefühle nicht zu verletzten. Jede Religion will sich behaupten, die einen mit lauten Glockengeläut, die anderen mit dem über Lautsprecher zum Gebet rufenden Muezzin. Warum muss der Glaube an Gott so laut sein? Ist nicht viel eher die Stille der Weg zu Gott? Toleranz ist kein leichtes Unterfangen, wenn man überzeugt ist, seine Auffassung sei die einzig richtige und man müsste alle anderen davon überzeugen. 
Zurück zu den Muslimen: Gott zeugt keinen Sohn. Es gibt nur einen Gott! Andererseits: diese katholische Kirche für Maria wurde von einem jüdischen Architekten konzipiert und von muslimischen Arbeitern errichtet. Wunderbar! Eine Oase der Zusammenarbeit in der Wüste des religiösen Wetteiferns.

Jerusalem. Wir werden ehrfürchtig, wenn wir diesen Namen hören. Alles ist irgendwie heilig in dieser Wüste der konkurrierenden Frömmigkeit. Jede Religion nimmt für sich in Anspruch die Wahre zu sein und jede beansprucht Jerusalem als ihre heilige Stadt. Alles ist heilig in dieser Stadt, sogar der 2stündige Stau vom Flughafen Tel Aviv in die Altstadt von Jerusalem. Man fährt übrigens nicht in die Stadt, man zieht hoch nach Jerusalem. Eine Stadt der Vielfalt und der Toleranz. Wo sonst backt ein muslimischer Bäcker das Brot koscher für gläubige Juden in einem christlichen Gebäude? Wunderbar! Eine Oase.


Nicht alle Juden sind religiös. Es gibt Menschen, die mit Religion nichts am Hut haben. sie leben eher sozialistisch im Kibbutz, machen die Wüste urbar, entwickeln Ideen, z.B. um Wasser zu sparen und pflanzen Bäume - in der Wüste. Ich habe großen Respekt vor diesen Menschen und wünsche ihnen viel Erfolg. Die Kibbutze sind Oasen in der Wüste, aber sie müssen sich durch hohe Zäune und aufwendige Sicherheitsvorkehrungen schützen vor - ja vor was? Vor Anschlägen, vor den wilden Tieren der Wüste? Schade. Oasen mit Stacheldraht drumherum.


Und es gibt die Beduinen, die schon seit Urzeiten mit den Unwägbarkeiten der Wüste zurecht kommen, indem sie sich anpassen, (demütig) das nehmen, was da ist. Aber ich hab vor den Zelten und Behausungen nicht nur Esel und Kamele, sondern auch Autos gesehen und  waren da nicht sogar Satellitenschüsseln? Anpassen eben. Warum auch nicht? Wir sind alle gleich in unserem Bedürfnis, es möglichst bequem zu haben. Wenn man selbst am Computer sitzt und Posts schreibt, sollte man von anderen Menschen nicht Einfachheit und Ursprünglichkeit erwarten.

Für mich war die Quintessenz dieser Reise der kulturellen, ethnischen und religiösen Vielfalt, dass es durchaus möglich ist, miteinander auszukommen, auch wenn man unterschiedliche Auffassungen hat, wie man Gott gerecht werden sollte. Ok, es gibt Stacheldraht und militärische Präsenz. Aber dabei geht es doch sicher schon lange nicht mehr um rein religiöse Befindlichkeiten, sondern vielmehr um handfestes wirtschaftliches und politisches Machtgehabe Einzelner oder fanatischer Spinner. 
Die Mehrheit der Menschen im Nahen Osten (genauso wie in der übrigen Welt), sie wollen einfach nur leben. Man sollte aufhören, zu fragen, ob einer ein Muslime, ein Jude oder ein Christ oder sonst was ist - man sollte einfach nur den Menschen sehen. Und dann auf einmal entsteht Sympathie, für diesen einzelnen Menschen. Eine Oase des Wohlwollens, des Verständnisses in der Wüste der Schubladen und Ideologien.

Religion ist die Vorstellung von Menschen, was oder wie Gott sein könnte. Sie ist nichts weiter als ein Modell, um etwas zu begreifen, was für uns nicht begreifbar ist. Eben weil wir nur Menschen sind. Jeder Mensch hat eigene Vorstellungen und Ideen von Gott, daher sind die religiösen Auffassung so mannigfaltig wie wir Menschen selbst. Es gibt weder die einzig wahre Religion noch die einzig wahre Wahrheit über Gott. Wir wissen nichts, wir vermuten - wir GLAUBEN.

Juden, Christen, Muslime, alle glauben an denselben Gott. Jede Religionsgemeinschaft meint, nur sie mache es richtig. Ich selbst fühle mich keiner Glaubensgemeinschaften zugehörig. Ich bin zwar als Christin sozialisiert, aber ich mag auch Facetten anderer Religionen. Und: mein Glaube ist eher still. Das laute Glockengeläut der Kirchen finde ich bisweilen ebenso anmaßend wie das mehrmals tägliche Rufen des Muezzins zum Gebet. Wieso können die Menschen nicht in der Stille Gott danken, in Oasen der Ruhe?

Sicherlich liebt Gott seine Schöpfung und damit auch die Menschen so, wie sie sind. Ist ihm wirklich an Ritualen  gelegen? Oder haben nicht vielmehr die Menschen Rituale entwickelt, um sich damit von ihrer Schuld, ihrem schlechten Gewissen frei zu kaufen?  Für mich besteht die Hingabe zu Gott in tiefer stiller Dankbarkeit für mein, für unser Leben, für das Wunder dieser Welt. Gott mischt sich nicht ein, wie könnte er auch? Schließlich liebt er alle seine Geschöpfe und kann nicht Partei ergreifen. Jeder ist auf seine Art speziell und prächtig, wertvoll.

In Israel habe ich das Wunder der Schöpfung in der Wüste gesehen. Für mich war die Wüste eine Oase der Stille. Selten habe ich die Welt so friedlich und ruhig erlebt wie in der Judäischen Wüste. Ich habe gestaunt über die Farben- und Formfülle der Steine und Felsen der Negev-Wüste. Pflanzen und Tiere, die auf wundersame Weise von nur sporadisch vorkommendem Wasser leben. Die endlos erscheinende Weite beruhigt Augen und Verstand. Die Farben- und Formenpracht macht glücklich. Lädt ein, dankbar und zufrieden zu sein. Und ganz still an Gott zu denken.

Ja, ich werde wieder kommen!
Eure Mo